Vorsitzender der hessischen IG BAU referiert bei Wetterauer Sozialdemokraten
Steigende Mieten werden in immer größeren Teilen des Wetteraukreises zum Problem. Mittlerweile sind nicht nur die Städte in unmittelbarer Nachbarschaft zu Frankfurt betroffen, sondern immer mehr auch Kommunen im nördlichen und östlichen Kreisgebiet. Die Wetterauer SPD will hier gegensteuern und widmete sich in ihrer letzten Vorstandssitzung erneut dem Thema. Dazu hatten die Sozialdemokraten den Vorsitzenden der hessischen IG BAU, Hans-Joachim Rosenbaum als Referenten eingeladen.
„In allen Wetterauer Kommunen ist die Schaffung bezahlbaren Wohnraums zwingend notwendig“, stellte Rosenbaum bei der Kreisvorstandssitzung der SPD fest. Der Gewerkschaftsvorsitzende skizzierte die Entwicklung des Wohnungsbaus in Hessen. Von ehemals über 200.000 sozialgebundenen Wohnungen seien in Hessen inzwischen nur noch 85.000 übriggeblieben, weil die Sozialbindung älterer Wohnungen abgelaufen sei, gleichzeitig aber zu wenige neue Sozialwohnungen entstanden seien. Zurzeit fehlten vor allem in den Ballungsräumen über 80.000 Wohnungen hessenweit, der prognostizierte Bedarf bis zum Jahr 2035 liege bei 400.000 Wohnungen. Allein zwischen 2010 und 2017 habe Frankfurt ein Bevölkerungswachstum von über 11,5 Prozent und die Wetterau um knapp fünf Prozent erlebt. Außerdem nehme die Zahl der Singlehaushalte zu. Die Wohnraumversorgung halte jedoch mit der Bevölkerungsentwicklung nicht Schritt, die Folgen könne man an den steigenden Mieten ablesen.
Das Land sei in der Pflicht, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, Maßnahmen gegen die Zweckentfremdung von Wohnraum sowie Bodenspekulationen mit unbebauten Grundstücken zu ergreifen, genossenschaftliches Bauen zu fördern und auch private Baugesellschaften in die Lage zu versetzen, günstiger bauen zu können. „Das Thema Bauen wird jedoch von der schwarz-grünen Landesregierung nicht mit angemessener Aufmerksamkeit bearbeitet. Ein Bauministerium wäre dringend notwendig! Stattdessen wird dieses entscheidende Zukunftsthema ohne merkliche Begeisterung und mit angezogener Handbremse im Al-Wazir-Ministerium nebenbei verwaltet“, so Rosenbaum.
Dieser Kritik an der Landesebene schloss sich die Wetterauer SPD-Vorsitzende und Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl an: „Das Ziel der schwarz-grünen Landesregierung, 22.000 Wohnungen im Jahr bauen zu wollen, ist viel zu klein gedacht. Das soziale Problem durch die steigenden Wohnungskosten wird immer größer, viele Menschen machen sich Sorgen, wie sie die steigenden Mieten aufbringen sollen. Hier müsste von Seiten der Landesregierung viel ambitionierter rangegangen werden.“
Doch die Wetterauer SPD wolle sich nicht damit begnügen, auf ein Einsehen von CDU und Grünen in Wiesbaden zu hoffen, sondern vor Ort das Problem angehen. „Nur die Schaffung einer kreiseigenen Wohnungsbaugesellschaft kann dafür sorgen, dass gerade die kleineren Kommunen dem steigenden Wohnungsdruck gewachsen sind und das Wohnraumangebot um bezahlbare Möglichkeiten erweitern können“, so die Vize-Landrätin und Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch.
Zahlreiche Kommunen, wie beispielsweise Florstadt, Limeshain, Niddatal und Echzell hätten bereits in ihren Gemeindevertretungen Beschlüsse gefasst, dass sie eine Wohnungsbaugesellschaft des Kreises begrüßen und daran mitwirken möchten.
Stephanie Becker-Bösch betonte in der Diskussion die soziale Komponente des Vorhabens: „Wir brauchen Wohnraum für alle Einkommensklassen in der Wetterau. Es kann nicht sein, dass Menschen mit kleinerem und auch mittleren Einkommen immer weiter von Frankfurt weggedrängt werden, nach dem Motto ‚Wenn Du es Dir hier nicht leisten kannst, dann zieh halt weg‘.“
Auch die Vertreterinnen und Vertreter der auf der SPD-Vorstandssitzung anwesenden Ortsvereine der Partei unterstützten die Pläne ihres Kreisverbands: „Unsere Kommunen brauchen und wollen Unterstützung bei der Schaffung bezahlbaren Wohnraums. Wir werden dafür sorgen, dass eine Organisation des Kreises den Kommunen schnell, unbürokratisch und nachhaltig dabei helfen wird, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Die Zeit drängt“, so die SPD-Vorsitzende Lisa Gnadl.